
Rückenwind für die Arbeit vor Ort
Fachtagung beleuchtet Rolle von Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten
Störfaktor im Betrieb? Spielverderber? Bürokratiemonster? Paragrafenreiter? Vorurteile gegenüber Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten gibt es viele. Mit dem Bild, das andere sich von ihnen machen, aber auch damit, wie sie selbst gern gesehen werden wollen, hat sich die jüngste Fachtagung für Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzte bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz (UK RLP) in Andernach beschäftigt. Unter der Überschrift „Sicherheit und Gesundheit, das brauchen wir!“ wurden den 57 Teilnehmenden darüber hinaus Tipps, Tricks und Kniffe dazu vermittelt, wie Unternehmerinnen und Unternehmer dazu bewegt werden können, mehr Priorität auf Sicherheit und Gesundheit in ihrem Betrieb zu legen.
Voneinander lernen, Erfahrungen teilen sowie Ideen und etwas Rückenwind für die Arbeit vor Ort in den Unternehmen mitnehmen: Das ist Sinn und Zweck der Fachtagung, die sich speziell an den Bedürfnissen von Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten orientiert. Wer wie sie beruflich mit der Sicherheit und der Gesundheit in einem Unternehmen oder einer Einrichtung zu tun hat, hat es oft nicht leicht. Nicht zu unterschätzen ist dabei das Bild, das sich die Menschen von diesen Personen machen. Wie wollen Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzte selbst am liebsten gesehen werden? Das beantworteten die Teilnehmende bei einer VOXR-Umfrage: Sie wollen als Person wahrgenommen werden, die auf Augenhöhe unterstützt und berät, als jemand, der Lösungen findet und keine bloße Kontrollinstanz ist, als offen und ehrlich, empathisch und verständnisvoll, partnerschaftlich und überzeugend.
Eines hatten die Teilnehmenden der Fachtagung alle gemeinsam: Sie wissen, dass Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz kein „Nice-to-have“, sondern die Grundlage für ein funktionierendes und verantwortungsvolles Arbeitsumfeld sind. Trotzdem merken sie immer wieder, wie schwer es ist, das Thema dauerhaft sichtbar und wirksam zu machen. Ein Perspektivwechsel kann helfen. Und so stand am ersten Tag der Fachtagung der Blickwinkel der Unternehmerinnen und Unternehmer im Fokus. Gemeinsam wurden Strategien erarbeitet, wie man sie für das Thema „Sicherheit und Gesundheit“ gewinnen kann. Wichtige Impulse lieferte dabei Reinhard R. Lenz, der auch den Input für die praxisnahen Workshops am Nachmittag lieferte. Hier wurden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, wie die einzelnen Persönlichkeitstypen davon überzeugt werden können, die Priorität von Sicherheit und Gesundheit zu erhöhen.
Lenz betonte, dass die Vision für das Unternehmen „sinnbildlich erfahrbar“ sein müsse. An den Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten liege es, diese Vision bekannt zu machen und zu verbreiten, entsprechend selber zu handeln und Hindernisse zu überwinden. Zudem stellte er klar: „Als Einzelkämpfer haben Sie keine Chance – sie müssen versuchen, ein Team zu bilden.“
Am zweiten Tag der Tagung teilten sich die Teilnehmenden in zwei Foren auf: Während sich die Fachkräfte für Arbeitssicherheit in ihrem Forum mit dem Thema „Gewaltprävention in der Praxis“, ihrer Rolle in der Feuerwehr sowie mit dem Umgang und der Lagerung von Lithiumionen-Akkus beschäftigten, widmeten sich die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte unter anderem dem Thema „Telemedizin im öffentlichen Dienst“, den neu aufgenommenen Berufskrankheiten und der Frage, wie sie Beschäftigte bei physischer und psychischer Gewalt unterstützen können. In einem gemeinsamen Forum wurde zudem über den Stand der DGUV Vorschrift 2 informiert.
Was ist die Rolle von Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärzten und -ärztinnen?
Die Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) und die Betriebsärztin beziehungsweise der Betriebsarzt sind bei Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern Pflicht. Ihre zentrale Aufgabe ist es, den Unternehmer oder die Unternehmerin beziehungsweise dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit zu beraten und zu unterstützen. Sie haben keine Weisungsbefugnis, sondern eine reine Beratungs- und Unterstützungsfunktion. Sie nehmen auch keine Führungsaufgaben wahr.
Die Sifa ist fachlich weisungsfrei – keine Person im Unternehmen darf ihr Anweisungen zur Ausübung ihrer Tätigkeit geben. Im Umkehrschluss ist die Sifa für ihre fachlich richtige Beratung verantwortlich und muss ihre Aufgabenwahrnehmung selbstständig organisieren. Bei der Koordination des Betrieblichen Gesundheitsschutzes arbeitet sie eng mit dem Betriebsarzt beziehungsweise der Betriebsärztin zusammen.