Doppelt fit für das E-Bike
Unfallkasse Rheinland-Pfalz unterstützt kostenfreie E-Bike-Trainings – Zusammenarbeit mit Kommunen
Das Fahrrad mit elektrischer Unterstützung boomt – schon jeder Vierte in Rheinland-Pfalz fährt ein E-Bike. Das ist gut für Umwelt, Klima, Verkehrswende und, ganz klar, die Gesundheit. Die steigende Beliebtheit spiegelt sich allerdings auch in den Unfallzahlen wider. In einem gemeinsamen Projekt wollen die gesetzlichen Krankenkassen – vertreten durch das GKV-Bündnis für Gesundheit, Arbeitsgemeinschaft Prävention der gesetzlichen Krankenkassen im Land – und die Unfallkasse in Rheinland-Pfalz E-Bikende nun fit machen. Beim Projekt „Fit² mit dem E-Bike“ stehen Verkehrssicherheit und Gesundheit im Fokus. Der Fahrrad-Club ADFC setzt die speziellen E-Bike-Trainings landesweit um, die Teilnahme ist kostenfrei – ein bundesweit in dieser Form einzigartiges Angebot.
Wer schon mal auf einem E-Bike gesessen hat, der weiß: Das Fahrerlebnis unterscheidet sich sehr vom Fahren auf einem „normalen“ Fahrrad. Motor und Akku machen das E-Bike schwerer, die Bremsen sind effektiver, man ist schnell und leicht mit einer höheren Grundgeschwindigkeit unterwegs. Und: Es ist viel einfacher, mehr Rad und längere Strecken zu fahren. Für sportlich aktive Menschen ist das kein Problem. Aber wie verhält sich das bei älteren Menschen oder Wiedereinsteigenden, deren Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit weniger trainiert oder gar eingeschränkt sind?
In einer aktuellen Online-Umfrage gaben 69 Prozent der Befragten an, mit dem E-Bike mehr Rad zu fahren, 54 Prozent sogar täglich bzw. mehrfach in der Woche. Und das hat Folgen: 2023 gab es nach Angaben des Statistischen Landesamts 548 Verletzte nach Radunfällen in Rheinland-Pfalz – rund 16 Prozent mehr als im Jahr 2020. In den ersten fünf Monaten 2024 gab es 186 Verletzte. Im Vergleichszeitraum vier Jahre zuvor waren es 110. „Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, dass das Benutzen von Zweirädern ungesund ist“, betonte Dr. Christoph Heidrich, Geschäftsführer der Unfallkasse Rheinland-Pfalz, bei der Kick-off-Veranstaltung des Projekts am Sitz der Unfallkasse in Andernach. „Doch es gibt Entwicklungen, die wir zur Kenntnis nehmen müssen.“ Schon rein statistisch bedeuten mehr E-Bike-Fahrende mehr Unfälle. Und dem will das auf vier Jahre angelegte Projekt „Fit² mit dem E-Bike“ entgegenwirken.
Die Überschätzung der eigenen Fahrfähigkeiten ist eine Unfallursache, auch gerade in der Gruppe der jüngeren E-Bikenden. Hier steigen die Unfallzahlen stark. Claudia Paganetti von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz nennt dazu Zahlen: „Lag der Anteil der Jüngeren im Jahr 2014 bei 10,7 Prozent, waren es 2021 schon 27,8 Prozent – Tendenz steigend“. Das Problem ist: Viele E-Bikende tasten sich nicht langsam heran und trainieren im geschützten Raum, sondern starten gleich voll durch.
Dass die Unfallkasse sich in dem Projekt engagiert, hat aber noch einen weiteren Grund: „Auch immer mehr Berufstätige nutzen das E-Bike für den Weg zur Arbeit. Hierdurch steigt die Zahl der Wegeunfälle deutlich“, erklärt Paganetti. „Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung verfolgen wir mit der Kampagne ‚Vision Zero‘ ein gemeinsames Ziel: eine Welt ohne Arbeitsunfälle, Wegeunfälle und arbeitsbedingter Erkrankungen.“
Das GKV-Bündnis und die Unfallkasse haben den ADFC Rheinland-Pfalz über eine Projektförderung mit der Entwicklung des Trainingskonzepts zu „Fit² mit dem E-Bike“ und den Aufbau einer landesweiten Infrastruktur beauftragt. Das heißt konkret: Ausbildung von Fahrsicherheitstrainern für E-Bike und Einrichtung einer zentralen Homepage mit Buchungstool sowie direktem „Kommunikationsdraht“. Aktuell planen die 16 Trainer ihre Angebote bis in den Spätherbst. Anfang 2025 sollen weitere 30 Trainer ausgebildet und das Angebot weiter ausgebaut werden. Alle Termine sind auf www.fit2ebike.de eingestellt.
Der ADFC-Vorsitzende Bernd Lohrum erklärt: „Wir haben das Ziel, diese E-Bike-Trainings überall im Land in den Kommunen, aber auch interessierten Betrieben der Unfallkasse Rheinland-Pfalz, anzubieten. Wir arbeiten dabei eng mit den Kommunen zusammen und rufen auf: Schlagen Sie uns geeignete Orte/Plätze vor, wir prüfen Termin sowie Trainereinsatz.“ Aktuell kann der Fahrrad-Club aber noch nicht in jedem Landesteil das Angebot umsetzen. „Trainer-technisch haben wir noch weiße Flächen auf der Landkarte, gerade im ländlichen Raum, in den Mittelgebirgen und in der Region Trier. Wir freuen uns, wenn sich erfahrene E-Bikende melden und zum Trainer von uns ausbilden lassen“, so Lohrum.
Die E-Bike-Trainings dauern in der Regel drei Stunden, mitmachen können E-Bikende ab 18 Jahre. Die Teilnehmenden erfahren ganz praktisch mit ihrem eigenen E-Bike, worauf sie beim Anfahren, Fahren, Kurvenfahren und Bremsen mit der Motorunterstützung achten müssen. Sie lernen das Zusammenspiel von Schaltung und Unterstützung sowie das Wirkprinzip der Unterstützungsstufe in Abhängigkeit zur Trittfrequenz. Praktische Tipps für das Training von Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer sowie für den E-Bike-Alltag (Radkippen, Schieben/Heben, Transport) inklusive Akkupflege runden den Kurs ab. Für die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen sowie Versicherte und Betriebe der Unfallkasse Rheinland-Pfalz ist die Teilnahme kostenfrei.
Alle Infos zum Projekt „Fit² mit dem E-Bike“ sind auf der Projekt-Webseite www.fit2e-bike.de zu finden.