Auch in Krisenzeiten: Sicher und gesund durch Sport und Bewegung
Unfallkasse appelliert an Schulträger, Sportstätten offen zu lassen
Ob Corona-Pandemie, Flüchtlingskrise, die Flutkatastrophe oder die drohende Gasmangellage: Alle Krisen haben stets auch Einfluss auf das Bewegungsverhalten von jungen Menschen. So erreichen 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen heute nicht mehr die WHO-Empfehlungen zum Mindestmaß an Bewegung. Und das hat Folgen: Studien zufolge hat jedes sechste Kind im Verlauf der Pandemie an Gewicht zugenommen; 6 Prozent leiden an Adipositas und 31 Prozent der 7- bis 17-Jährigen unter psychischen Auffälligkeiten. „Diese Defizite bei Kindern und Jugendlichen dürfen durch erneute Schließungen von Sporthallen und Bädern nicht noch weiter verstärkt werden“, fordert deshalb Manfred Breitbach, Geschäftsführer der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Denn der Schulsport sei für manche Kinder und Jugendliche die einzige Bewegung, die sie in ihrem heutigen Alltag überhaupt noch haben.
Im Blick hat die Unfallkasse dabei aber nicht nur die psychische, physische und soziale Gesundheit der jungen Menschen, die der Schulsport nachweislich fördert, sondern auch ihre Sicherheit. „Junge Menschen brauchen unbedingt Bewegung. Denn Bewegung ist ein entscheidender Faktor für die kognitive und motorische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und damit eine wichtige Grundlage für sicheres Verhalten“, betont Manfred Breitbach. Umgekehrt führe der zunehmende Mangel an Bewegung zu einer Abnahme der koordinativen Fähigkeiten, was auf lange Sicht auch ein erhöhtes Unfallgeschehen zur Folge haben könne.
Schulsport ist für viele Schülerinnen und Schüler das beliebteste Schulfach. Bewegung, Spiel und Sport tragen wesentlich zur Prävention von Unfällen bei, weil dort Sicherheitskompetenzen wie z. B. Koordination, Geschicklichkeit und Antizipationsfähigkeit entwickelt werden.
Die politisch Verantwortlichen haben den Stellenwert des Schulsports für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung längst erkannt: Erst vor kurzem hat das Land Rheinland-Pfalz zusammen mit der Unfallkasse und dem Landessportbund eine Schulsportinitiative gestartet, die zum Ziel hat, den Sportunterricht im Land weiterhin auf fachlich hohem Niveau anbieten zu können. Neben der Sicherstellung des Sportunterrichts – je nach Klassenstufe zwei bis drei Stunden in der Woche – sind dabei vor allem die Gesundheitsförderung und die Vermittlung von Freude an der Bewegung im Fokus der Verantwortlichen.
Doch nicht nur der Inhalt des Sportunterrichts ist wichtig, auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Und dazu gehört zuallererst der Zugang zu den Sportstätten. In der Verantwortung stehen hier die Schul- und Sachkostenträger, die als oberste Verantwortliche einer Stadt oder einer Kommune in der aktuellen Krisenzeit selbstverständlich viel zu bedenken haben und angesichts explodierender Energiekosten und einer drohenden Gasmangellage Ideenspielen Raum geben: Warum nicht das Hallenbad oder die Sporthalle unbeheizt lassen und in der kalten Jahreszeit komplett schließen? Oder den Unterricht in die Sporthalle verlegen, um nicht die ganze Schule heizen zu müssen?
Doch genau davor warnen die Präventionsexperten der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Sporthallen sollten gemäß ihrer Zweckbestimmung vor allem für Spiel, Sport und Bewegung verwendet werden. „Wir haben Bedenken, dass sich durch geschlossene Sportstätten die Bewegungszeit vieler junger Menschen noch weiter reduziert“, sagen Heike Stanowski und Julian Mädrich, bei der Unfallkasse für den Schulsport zuständig. „Bewegung ist unerlässlich für die physische und psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es darf nur das letzte Mittel sein, Heranwachsende im Bewegungsverhalten durch die Schließung von Schulsportanlagen einzuschränken.“
Vor einer kompletten Schließung seien viele andere Lösungen möglich, die im Gespräch mit Partnern wie der Unfallkasse und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) gefunden werden könnten. Doch wichtig sei nicht nur, die Sportstätten weiterhin für Schulsport und Schulschwimmen geöffnet zu lassen, auch notwendige Reparaturen müssten erfolgen. Denn um wirklich sicher zu sein, müssen Sportstätten in Bau und Einrichtung dem Stand der Technik entsprechen, betont die Unfallkasse.